Warum die Regelung der FN zur Dopingrelevanz von Kräutern und Futtermitteln nicht sinnvoll ist!
Wir stehen den Regelungen der Anti-Doping- und Medikamentenkontrolle (ADMR) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) kritisch gegenüber. Die FN legt für bestimmte Substanzen in Futtermitteln zulässige Mengenanteile fest, jedoch fehlen klare und praktikable Bezugswerte, die die Anwendung der Vorschriften im Alltag verständlicher und nachvollziehbarer machen. Das führt zu Unsicherheiten und Missverständnissen darüber, welche Mengen tatsächlich problematisch sind. Darüber hinaus gibt es bisher keine einheitlichen, validierten Tests, um die Wirkstoffe von Kräutern im Blut nachzuweisen.
Die ADMR definiert beispielsweise, dass bestimmte Kräuter oder Stoffe nur in einer festgelegten Konzentration – etwa 0,5 % – in Futtermitteln enthalten sein dürfen.
Auf den ersten Blick mag diese Regelung klar erscheinen, doch sie lässt eine entscheidende Bezugsgröße vermissen: Der Prozentsatz bezieht sich nur auf das Futtermittel als Einzelprodukt und nicht auf die gesamte Futtermenge, die das Pferd tatsächlich täglich erhält. Das bedeutet, dass es nahezu unmöglich ist, einen einheitlichen Maximalwert zu berechnen, der für alle Fütterungssituationen gilt.
Fütterungsbeispiel 1: Thymian als Kräuterzusatz in einem Müslifutter
Wird täglich 1 kg eines Futtermittels (z.B. Kräutermüsli) gefüttert, das einen Thymiananteil von 0,5 % enthält, erhält das Pferd 5 g Thymian in der Gesamtmenge. Diese Menge bleibt gemäß der FN-Regelung innerhalb der ADMR-Vorgaben, da die Grenze von 0,5 % nicht überschritten wird.
Beispiel 2: Ergänzungsfutter mit Thymian-Anteil
Würde man jedoch täglich 50 g eines Futtermittels mit 10 % Thymian-Anteil füttern, erhält das Pferd ebenfalls 5 g Thymian. Die tatsächlich gefütterte Menge an Thymian ist also in beiden Beispielen exakt gleich! Laut der FN-Regelung wäre das Futtermittel mit dem hohen Thymian-Anteil (10 %) jedoch nicht ADMR-konform, weil der Prozentsatz des Thymians im Ergänzungsfutter den festgelegten Wert überschreitet – obwohl die tatsächlich zugeführte Menge die gleiche ist wie im ersten Beispiel.
Dieses Beispiel verdeutlicht das Problem der FN-Regelung: Die festgelegten Prozentsätze beziehen sich nur auf das Futtermittel als Einzelprodukt und nicht auf die Gesamtmenge des Futters, die das Pferd täglich erhält. Dies führt zu unnötigen Unsicherheiten und Widersprüchen bei der praktischen Anwendung.
Was fehlt an der Regelung?
Das zentrale Problem ist, dass die Regelungen der FN keine messbare Größe verwenden, die die tatsächliche Wirkung der Substanz im Körper des Pferdes berücksichtigt. Stattdessen wird der Prozentsatz eines bestimmten Bestandteils im Futtermittel angegeben, ohne auf die Gesamtmenge der Futterration oder die Stoffwechselprozesse des Pferdes einzugehen. Ein solcher Prozentsatz in einem Futtermittel sagt noch lange nicht aus, wie viel von der Substanz tatsächlich im Organismus des Pferdes wirkt.
Wissenschaftlich fundierte Dopingregelungen sollten in der Lage sein, die tatsächlich relevante Substanzmenge zu berücksichtigen, die im Körper des Pferdes ankommt. Eine verlässliche Bezugsgröße könnte beispielsweise das Körpergewicht des Pferdes, die Futterration oder andere physiologische Parameter sein, um die Auswirkungen eines Futtermittels auf den Organismus des Pferdes realistisch zu beurteilen.
Die derzeitige Regelung stellt Pferdehalter und Reiter vor eine schwierige Aufgabe, da sie nicht ausreichend transparente und nachvollziehbare Informationen bietet, um die Dopingrelevanz von Kräutern oder Futtermitteln korrekt zu beurteilen. So ist es für Reiter nahezu unmöglich, sich an die Regelungen zu halten, ohne das Risiko einzugehen, unwissentlich die zulässigen Grenzwerte zu überschreiten.